Die Glocke: Mit „goldenen Zügeln“ Flüchtlingsquoten durchsetzen
Von unserem Redaktionsmitglied RALF OSTERMANN
Münster (gl). Obergrenzen für den Flüchtlingszuzug nach Deutschland will Markus Pieper zwar nicht ausschließen.
Doch für den münsterländischen CDU-Europaabgeordneten ist das erst dann ein Thema, wenn die EU ihren Aufgaben im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise nicht nachkommt. „Das Europäische Parlament hat seine Hausaufgaben gemacht“, sagt Pieper im „Glocke“-Gespräch. Mit einer Mehrheit von 80 Prozent hätten sich die Abgeordneten für die Verteilung von 140 000 Flüchtlingen auf die Mitgliedsstaaten geeinigt und damit Voraussetzungen für die künftige Quotenregelung geschaffen. Problematisch sei die Verweigerungshaltung einiger Staats- und Regierungschefs. „Die streiten wie die Kesselflicker“, klagt der CDU-Politiker aus Lotte.
Um mehr Druck auf die widerwilligen, zumeist osteuropäischen nStaaten auszuüben, habe die EU durchaus ihre Möglichkeiten, betont der 52-Jährige. Es gebe „goldene Zügel“, die angezogen werden müssten. So könnten Mittel aus dem Sozialfonds gekürzt werden, wenn das entsprechende Land sich nicht bereiterklärt, einen Teil der Gelder für die Flüchtlingsaufnahme zu verwenden. Im Falle Polens wäre dann beispielsweise eine Kürzung der Zahlungen von 20 Milliarden auf 15 bis 16 Milliarden Euro denkbar.
Zudem ist für Pieper eine konsequente Sicherung der EU- Außengrenzen unter Federführung der Gemeinschaftsagentur Frontex unerlässlich. Kämen einzelne Staaten wie Griechenland bei der Grenzsicherung und Registrierung von Flüchtlingen ihren Aufgaben nicht nach, müsse man sie aus dem Schengen-Raum zeitweise ausschließen, fordert der Münsterländer.
Schließlich hält der Europaabgeordnete eine bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden für erforderlich. Das im Januar startende „Anti-Terror-Zentrum“ bei der EU-Polizeiagentur Europol müsse kontinuierlich mit Daten gefüttert werden. Pieper untermauert: „Je mehr wir uns vernetzen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Terroristen des Islamischen Staats (IS) mit den tausenden Flüchtlingen einsickern.
Deshalb sei es so wichtig, „sofort und ausnahmslos“ jeden Flüchtling zu registrieren – am besten in Erstaufnahmezentren (Hot Spots) an den EU-Außengrenzen. Halte trotz all dieser Maßnahmen der Flüchtlingsstrom nach Deutschland an, müsse über Obergrenzen nachgedacht werden. Pieper lässt keinen Zweifel: „Wir können nicht pro Jahr 800 000 Menschen aufnehmen.“