Münstersche Zeitung: Die Münsterland-CDU stimmt ihre Basis auf zwei parallele Wahlkämpfe ein
Die Mitte der Region
MÜNSTER. Hier die Kultur und die regionale Geschichte des Münsterlandes, dort die große europäische Idee. In heutigen, globalisierten Zeiten hängen diese beiden Ebenen stärker miteinander zusammen als jemals zuvor. Das sieht auch die CDU Münsterland so: Am Freitagabend bereitete sie sowohl den Wahlkampf für die Kommunal- als auch für die Europawahl in einer gemeinsamen Veranstaltung vor.
Der lange Abend im Franz-Hitze-Haus, zu dem CDU-Vertreter aus der gesamten Region angereist waren, hatte vor allem ein Ziel: die Basis auf den bevorstehenden Straßenwahlkampf der kommenden Wochen einzustimmen. Denn bis die Bürger am 25. Mai ihre Stimmen für beide Wahlen gleichzeitig abgeben, müssen die Christdemokraten sie von ihren zentralen Botschaften überzeugt haben.
Eine davon lautet: Die CDU ist und bleibt die Partei der regionalen Wirtschaft. „Unsere mittelständischen Betriebe im Münsterland produzieren mittlerweile für den weltweiten Markt“, sagte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe. Dies schaffe neue politische Anforderungen – der flächendeckende Ausbau von Internet-Glasfasernetzen sei etwa ein entscheidender Faktor im Wettbewerb. „Hier dürfen wir keine wertvolle Zeit verpennen“, so Lewe.
Nachwuchsmangel
Insbesondere im Handwerk machte die CDU noch eine weitere Baustelle im Münsterland aus: „Vor allem in technischen Berufen fehlt uns der Nachwuchs“, sagte der Coesfelder Landrat Konrad Püning. „Wir brauchen mehr Wertschätzung für berufliche Bildung“, betonte Karl-Friedrich Schulte-Uebbing, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Während Münster eine der höchsten Abiturienten-Quoten in NRW hat, hat der Kreis Borken eine der niedrigsten. Trotzdem sei er wegen seiner vielen Auszubildenden wirtschaftlich enorm erfolgreich, so Schulte-Uebbing.
Eine politische Kernbotschaft des Abends lautete: „Wir brauchen jedes Kind.“ Der demografische Wandel – die schrumpfende, ältere und buntere Gesellschaft – sei „ein Thema, das keiner so richtig wahrhaben möchte“, diagnostizierte Demografie-Experte Dr. Winfried Kösters. Die politischen Folgen sind vielfältig: Inhaltlich stehe die Frage im Raum, wie man Solidarnetze neu organisieren könne, wenn Familien immer seltener gemeinsam an einem Ort wohnten. Personell müsse sich die CDU aber konsequent „auch für Menschen mit Migrationshintergrund öffnen – sonst wird sie eine Splitterpartei“, sagte Kösters.
Potenzial nach oben
CDU-Bezirkschef Karl-Josef Laumann hob hervor, dass das Münsterland die Region mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in NRW sei. Das sei „die beste Sozialpolitik, die wir machen konnten“, betonte er unter lautem Applaus der Basis. In der Außenwirkung sah er jedoch Potential nach oben. Es müsse deutlich werden, dass man „im Münsterland nicht nur schön Fahrrad fahren, sondern auch spannende berufliche Herausforderungen finden kann“, so Laumann.
Dr. Markus Pieper, Europa-Spitzenkandidat im Münsterland, versicherte allerdings, dass seine Gesprächspartner in Brüssel bisher „fast nur positive Assoziationen mit dem Münsterland“ gehabt hätten. Es müsse daher seine Marketingstrategie nicht grundsätzlich ändern – aber im härter gewordenen Wettbewerb mit anderen Regionen „ein paar PS zulegen“. Leonid Sirotin