Stuttgarter Zeitung: Verbietet die EU Bleischrot?
Die Munition soll nicht mehr für die Wasservogel-Jagd eingesetzt werden.
Von Markus Grabitz
Brüssel. Jedes Jahr verenden EU-weit etwa eine Million Wasservögel an einer Bleivergiftung, die durch Munition von der Jagd ausgelöst wird. Hinzu kommen Greifvögel, die nach dem Verzehr von vergiftetem Aas sterben. Die EU will daher schon länger das Schießen mit bleihaltiger Schrotmunition in Feuchtgebieten sowie das Angeln mit Bleigewichten am Schwimmer verbieten. Eine Entscheidung dazu könnte im Ausschuss für die Chemikalienzulassung (Reach) am Donnerstag fallen. Ob es zum Verbot kommt, hängt maßgeblich von Deutschland ab. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) will in einer dreijährigen Übergangsphase zunächst prüfen lassen, ob es nicht Alternativen zum Verbot gibt. Dafür hatte sich auch die EU-Chemikalienagentur ECHA ausgesprochen. Die Kommission schlägt eine Übergangsphase von zwei Jahren vor.
Der Umweltexperte der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling , wirft Klöckner Verzögerung vor. „Die Jagd auf Vögel, ob Waldschnepfen, Rebhühner und andere Wasservögel ist unverständlicherweise noch immer nicht in der EU verboten.“ Noch gebe es 82 Vogelarten, die in einem oder mehreren Ländern der EU geschossen werden dürfen, 24 Arten, wie Fasan, Stockente und Waldschnepfe können EU-weit gejagt werden. Häusling fordert ein Verbot von bleihaltiger Schrotmunition nicht nur in Feuchtgebieten.
Markus Pieper (CDU) Wirtschaftsexperte und Jäger, räumt ein, „dass der Bleieintrag in die Umwelt nachhaltig reduziert werden muss“. Vor dem Verbot müsse eine Abwägung beim Tierschutz vorgenommen werden. „Stahlschrote verlängern das Leiden der Tiere.“ Zudem gebe es Schrot aus Stahl nur in Plastikhülsen, Bleischrote auch in Papierhülsen. Eine Klärung erfordere eine Übergangszeit. Im Haus von Landwirtschaftsministerin Klöckner heißt es, Bleischrot sei besser geeignet, um invasive Arten in Feuchtgebieten wie Bisam und Waschbär zu jagen.