Zum Inhalt springen

Allgemeine Zeitung: Interview zu den Anschlägen in Brüssel

Kreis Coesfeld. Eigentlich wollte Europaabgeordneter Dr. Markus Pieper gestern nach Brüssel fliegen. Er habe Glück gehabt, sagt er. Ein Termin in Berlin hat sich verschoben – sonst wäre der das Münsterland und den Kreis Coesfeld zuständige Politiker vielleicht mittendrin gewesen, als die Anschläge passierten. Unser Redaktionsmitglied Viola ter Horst hat mit ihm telefoniert. Pieper ist seit 2004 für die EVP (CDU) im Europäischen Parlament tätig, er ist Experte für Verkehrs- und Energiepolitik und lebt in Lotte (Kreis Steinfurt).

Wo waren Sie, als die Anschläge passierten?

Pieper: Ich hatte in Berlin einen Termin. Um 11 Uhr wollte ich eigentlich nach Brüssel fliegen. Ich war in einem Café und plötzlich kamen um 8.30 Uhr „Breaking News“ mit der Nachricht, dass es am Flughafen Explosionen gab. Ich hatte Glück, denn der Termin in Berlin hatte sich verschoben – sonst wäre ich eher nach Brüssel geflogen.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Nachrichten hörten?

Pieper: Dass nun die Anschläge das Herz der europäischen Demokratie erreicht haben. Nun bei uns sind. Ich war in großer Sorge, habe erst einmal telefoniert, ob bei den Mitarbeitern alles in Ordnung ist. In meinem Umkreis ist glücklicherweise niemandem etwas passiert.

Was sind Ihre Pläne, bleiben Sie erst einmal hier?

Pieper: Ja, es sind alle Termine in Brüssel für die nächsten beiden Tage gecancelt. Ich gehe geschockt in ein verfrühtes Osterwochenende. Aber ich denke auch: Demokratie ist stärker als Terror. Davon bin ich überzeugt.

Es gab aber doch schon länger Hinweise auf Anschläge.

Pieper: Ja, wir hatten die zweithöchste Warnstufe. Irgendwann gewöhnt man sich daran.

Was muss getan werden?

Pieper: Europa muss mehr Gehör und in der Außenpolitik mehr Kompetenz bekommen, sonst ist so eine Bedrohung nicht in Griff zu kriegen. Bei der Terrorabwehr müssen zum Beispiel die Geheimdienste stärker zusammen arbeiten. Bei dem EU-Geheimdienst, wie er jetzt entstehen soll, müssen sich mehr Mitgliedsländer beteiligen.

Veröffentlicht am 23. März 2016 in
Nach oben scrollen