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Westfälische Nachrichten: Wettbewerb der Regionen – Abgestempelt

Münsterland/Düsseldorf – Die Pläne des Landes, Rheinland und Ruhrgebiet als Metropo­l­en zu definieren und dem westfälischen Rest den mickrigen Stempel einer Wachstumsregion aufzudrücken, sorgen für Unmut.

Von Elmar Ries undHilmar Riemenschneider

In Münster trifft sich am Donnerstag erstmals eine Steuerungsgruppe, der die Regierungspräsidenten aus Münster, Detmold und Arnsberg ebenso angehören wie die Vorsitzenden der drei Regionalräte, LWL-Chef Matthias Löb, die Sprecher der Landräte und Dr. Peter Paziorek als Vorsitzender der Westfalen-Initiative. Um genau was zu tun? Darüber hüllt sich der Leiter, der Vorsitzende des münsterischen Regionalrates, Engelbert Rauen, in Schweigen.

Gerne werden bei solchen Anlässen Resolutionen verfasst . Das klingt immer gut, aber meist nach mehr, als es ist. Solche Protestnoten sind in ihrer Wirkung – vorsichtig formuliert – eher begrenzt.

Am besten wäre, die Teilregionen formulierten klare Ziele und forderten deren Umsetzung ein. Sagt Klaus Ehling, Chef der Management-Agentur Münsterland e.V. Gemeinsame, positive Ziele. Um so sicherzustellen, dass Westfalen nicht ins Hintertreffen gerät.

Denn: „Natürlich hat das Metropolenmodell einen Ausgrenzungscharakter“, betont Ehling. Die mit Blic k auf die EU und entgegen den Beteuerungen aus Düsseldorf durchaus brisant werden könnte. Weil, so argumentieren das CDU-Landtagsmitglied Werner Jostmeier und der CDU-Europa-Abgeordnete Dr. Markus Pieper, Me­tropolen nun einmal gesondert gefördert werden könnten. Zum Nachteil des Restes.

Gemeinsam positive Entwicklungsziele formulieren: Dafür machen sich auch die Ost- und Südwestfalen stark. „Es darf nicht sein, dass Regionen wie das Münsterland, OWL und Südwestfalen nur untergeordnet Erwähnung finden“, sagt Hubertus Winterberg von der Südwestfalen Agentur. „Hier spielt die wirtschaftliche Musik in NRW, getragen von einem starken Mittelstand.“ Sein Fazit: „Un­sere Region braucht eine verlässliche Basis für Strukturentwicklung.“ Zusammen Inhalte definieren, das will auch Herbert Weber von der Ostwestfalen-Lippe GmbH. „Um daraus gemeinsam Projekte zu entwickeln.“ Die sollten sich vor allem auf den Feldern Wirtschaft, Wissenschaft und Verkehrsinfrastruktur tummeln, so Ehling.

Der Wettbewerb der Regionen – aus Sicht der Landesregierung kann dieser innovative Entwicklungen beflügeln. Und als Affront will Minister Franz-Josef Lersch-Mense, als Chef der Staatskanzlei für die Landesentwicklung verantwortlich, die Entscheidung für die beiden Metropolregionen nicht verstanden wissen. „Es ist ein Signal nach außen, dass die Regionen weltweit durchaus wettbewerbsfähig sind.“ Und beschwichtigend ergänzt er: „Eine Metropolregion hat nicht per se Vorteile im Wettbewerb um Fördermittel.“

Die Westfalen könnten dabei auf eigene Stärken setzen: „Es ist eine besondere Stärke unseres Landes, dass auch die ländlichen Regionen über industrielle Kerne verfügen mit vielen familienge führten und innovativen Un­ternehmen.“ Von hier kommen die mittelständischen Weltmarktführer. Lersch-Mense rät den Westfalen deshalb, eigene Netzwerke zu gründen. „Die Initiative muss in den Regionen selbst entstehen. Dabei ist nicht zu unterschätzen: Das erfordert vor allem die Bereitschaft zur Kooperation.“

Argumente dafür: hohes Entwicklungspotenzial

Aus Sicht der Europäischen Union sind Me­tropolregionen wichtig, weil sie als Verdichtungsräume ein überaus hohes Entwicklungspotenzial haben.

– Sie genießen allein schon aufgrund ihrer Größe eine erhöhte internationale Aufmerksamkeit – auch und vor allem bei ausländischen Investoren.

– Metropolen sind immer Leuchttürme, siehe London oder Paris, von deren Strahlkraft auch das weite Umland profitiert.

– Damit sind aus Ländersicht besondere Förderbedarfe für Metropolregionen begründbar.

Argumente dagegen: Kunstgebilde

Unter den Regionen und Kommunen schaffen die Pläne für zwei Metropolregionen Rhein und Ruhr neuen Unfrieden.

– Als politische Konstrukte sind sie – anders als gewachsene Metropolen wie New York oder London – nur Kunstgebilde mit begrenzter Strahlkraft.

– Im europa- und bundesweiten Wettbewerb um Fördermittel müssen sich Netzwerke an Ideen, nicht an Grenzen orientieren.

– Risiko: Langfristig könnte sich der Wettbewerb der Regionen zu einem Verdrängungskampf entwickeln.

Veröffentlicht am 11. November 2015 in ,
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