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Deutsches Handwerksblatt: Der Meisterbrief und die duale Bildung gehören zusammen

Berufszugang: Die Bundestagsfraktion und Mittelstandpolitiker der CDU/CSU sowie die SPD-Fraktion machen sich für den Meisterbrief stark

Die Politik stellt sich hinter den Meisterbrief als Berufszugangsvoraussetzung im deutschen Handwerk und hinter das duale Ausbildungssystem insgesamt. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Bundestagsfraktionen der CDU/CSU und SPD die Bundesregierung auf, „das bestehende System der zulassungspflichtigen Handwerksberufe zu stärken“. Es leiste einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands, zum Verbraucherschutz und zur Qualifizierung junger Menschen. Das duale Ausbildungssystem könne nur dann leistungsfähig bleiben, „wenn gesetzlich geregelt ist, dass die Betriebsleiter in den derzeitigen Anlage-A-Berufen über meisterliche Fähigkeiten verfügen“. Besonders gegenüber der Europäischen Kommission sei das zu betonen. Sie will im Rahmen ihrer Transparenzinitiative prüfen, welche nationalstaatlichen Berufszugangsvoraussetzungen zu deregulieren sind.

„Durch den Abbau der Reglementierungen sollen in Europa mehr Wachstum und Arbeitsplätze entstehen“, sagte Lena Strothmann während der Debatte zum Antrag im Bundestag. Die Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion und Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld nannte das eine falsche Harmonisierung um jeden Preis. „Wir haben in Deutschland nach der Handwerksnovelle 2004 schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Auch damals erhoffte man sich mehr Wachstum und Arbeitsplätze. Und was ist passiert? Eine fatale Abwärtsspirale wurde in Gang gesetzt.“ Die Zahl der Ein-Mann-Betriebe sei explodiert, 60 Prozent hätten sich aber nicht länger als fünf Jahre am Markt halten können. Außerdem würde in den zulassungsfreien Gewerken nicht ausgebildet. „Deshalb gilt nach wie vor: Wer den Meisterbrief angreift, legt gleichzeitig die Axt an unser erfolgreiches Ausbildungssystem. Das muss auch Brüssel begreifen: Der Meisterbrief und die duale Ausbildung gehören zusammen“, so Strothmann.

Unterstützung kommt auch von den Mittelstandspolitikern der CDU/CSU. Auf dem Bundesparteitag der Christdemokraten haben der Parlamentskreis Mittelstand (PKM) Europe und die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung ein Positionspapier eingebracht, in dem sie sich für den Erhalt des Meisterbriefs und für das duale Ausbildungssystem einsetzen. Anlass ist die Transparenz-initiative der EU-Kommission. „Wir befürchten, dass sie diese Initiative mit dem Ziel durchführt, bestimmte Berufszugangsvoraussetzungen zu beschränken. Dazu gehört auch der Meisterbrief“, erklärt PKM-Sprecher Dr. Markus Pieper. Um dies zu verhindern, ist politische Überzeugungsarbeit gefragt. Mitte Dezember trifft sich der PKM Europe deshalb mit dem EU-Kommissar Günther Oettinger. Ein Termin bei der für die Qualifikation und Mobilität der Arbeitnehmer zuständigen Kommissarin Marianne Thyssen sei für Januar geplant. „Wir freuen uns, dass sich beide Kommissare die Zeit für uns nehmen.“

Text: Lars Otten, Bernd Lorenz

Veröffentlicht am 19. Dezember 2014 in
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