Zum Inhalt springen

Westfälische Nachrichten: Verknappung auf dem Strommarkt trifft Heidelberg-Cement

Zementwerke zählen zu den „energieintensiven Unternehmen“. Als solches ist Heidelberg-Cement von der EEG-Umlage befreit.

Von Beate Kopmann

Das Ennigerloher Zementwerk, das Sonderbaustoffe fertigt, kann daher mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) leben. „Im internationalen Vergleich liegen unsere Stromkosten im Mittelfeld“, sagt Werksleiter Stephan Wehning. „Müssten wir die Umlage zahlen, wären wir aber auf dem letzten Platz.“

Wehning hatte einen aufmerksamen Zuhörer: Dr. Markus Pieper, der auf Einladung der CDU Ennigerloh bei der Zementindustrie zu Gast war. Der Europa-Abgeordnete sagte einen Satz, der den Zementern gut gefallen hat: „Neue Stromleitungen müssen so schnell wie möglich gebaut werden. Und dabei müssen auch persönliche Belange von Bürgern zurücktreten.“

Immerhin würde nur etwa ein Prozent der Bürger vom EEG profitieren – „und alle anderen müssen das bezahlen“, so Pieper. „Ein durchschnittlicher Fünf-Personen-Haushalt hat heute eine Stromrechnung von 1800 Euro.“ Vor wenigen Jahren wäre man noch mit etwa 600 Euro ausgekommen.

Eine Sorge, die Wehning teilt: Denn deutlich steigende Netzentgelte und immer neue Umlagen würden am Ende den Verbraucher treffen, meint auch der Vertreter von Heidelberg-Cement. „Darüber hinaus wäre die Wettbewerbsfähigkeit in den grenzübergreifenden Märkten nicht gewährleistet.“

Gleichzeitig gefährde die Stilllegung von Kraftwerken die Versorgungssicherheit. Und die bewusste Verknappung auf dem Strommarkt führe zu einer Art „Planwirtschaft in der Produktion“. So könne Heidelberg-Cement seine Anlage nur zu bestimmten Zeiten voll fahren. „Das ist eine faktische Enteignung“, meint Wehning. „Der Kunde ist nicht mehr König, sondern die Netzstruktur gibt vor, was produziert werden kann.“

Pieper bedauert in diesem Zusammenhang, dass es nicht gelungen sei, im Bereich „Erneuerbare Energien“ eine europäische Lösung zu finden. Im Gegenteil: Elf europäische Länder investierten wieder verstärkt in Atomkraft.

Heidelberg-Cement in Ennigerloh dagegen deckt seinen Energie-Bedarf zu 75 Prozent über Sekundärbrennstoffe ab. Sie werden in einem aufwendigen Prozess aus Abfall produziert – dadurch wird der Einsatz von Kohle reduziert. Ferner werden die Emissionsdaten des Zementwerks rund um die Uhr von einem unabhängigen Institut überwacht und an die Bezirksregierung Münster übermittelt. Als freiwillige Maßnahme lässt sich Heidelberg-Cement diese Überwachung viel kosten. Aber noch können die Zementer in Ennigerloh ausreichend Geld verdienen: Bis zum Jahr 2020 sollen am Standort Ennigerloh weitere zig Millionen Euro investiert werden.

Veröffentlicht am 15. April 2014 in ,
Nach oben scrollen