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Ibbenbürener Volkszeitung: Politischer Aschermittwoch der CDU – Der Größte nördlich des Weißwurstäquators

Mehr als 2000 Zuhörer im Festzelt applaudierten dem Hauptredner, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, beim Politischen Aschermittwoch der CDU in Recke.

RECKE. Als Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe gestern Abend ans Rednerpult tritt, fangen die Hebammen an zu singen. Über die Not, dass die freiberuflichen Hebammen in Deutschland ab 1. Juli 2015 nicht mehr haftpflichtversichert sind. Gröhe spricht weiter, wirbt um Verständnis. Eine Antwort bekommen die Hebammen später: Die CDU sei für eine ortsnahe Geburtshilfe und eine angemessene Entlohnung. Von hinten ist Jubel zu hören.

Neben 2000 Freunden der CDU hat der Politische Aschermittwoch – „der größte nördlich des Weißwurstäquators“ – auch einige Besucher angelockt, die nicht auf der Gästeliste standen. Vertreter der Biogas-Branche nutzen ebenfalls den Auftritt des Ministers, um vor dem Festzelt gegen die Kürzungspläne der Regierung bei den erneuerbaren Energien Front zu machen.

Doch das sind nur Randerscheinungen beim 13. Politischen Aschermittwoch der Recker CDU. Das Zelt ist wieder einmal rappelvoll, 2000 Leute stehen auf, als die Polit-Gladiatoren um 20.10 Uhr zu den Klängen von „Glückauf, der Steiger kommt“ die Halle betreten. Ein ebenso gewohntes Bild, als Reckes CDU-Chef Werner Rählmann alle Redner auf dem Podium vorstellt: Karl-Josef Laumann aus Riesenbeck sahnt den meisten Applaus ab. Und er findet später wieder klare, deftige Worte. Die Sympathien sind ihm sicher. Er wird wie kein anderer gefeiert.

Doch auch der Rheinländer Gröhe wird warmherzig empfangen. Er verspricht an diesem Abend Reckes Bürgermeister Eckhard Kellermeier, sich um Krankenhäuser und die hausärztliche Versorgung zu kümmern, „gut erreichbar in der Fläche“. Diese müsse gestärkt werden. Zudem erklärt Gröhe, die CDU werde fünf Milliarden Euro in die Hand nehmen, um die Pflege und die Familie bei der Pflege zu stützen. Es sei ein richtig gewählter Schwerpunkt und „ich bin froh, Dich an meiner Seite zu wissen“, sagt er zu Laumann. Denn der sei Praktiker und frage immer wieder: „Und was haben die Menschen jetzt konkret davon.“

Laumann zählt auf, was die SPD hinsichtlich der Rolle Deutschlands in Europa und der Nato alles falsch gemacht habe, und erntet auch dafür Applaus. Die Rot-Grünen kriegen ihr Fett weg, die FDP vermisst er nicht wirklich, sagt er. Er wirbt für Europa, macht sich stark für eine solide Haushalts- und Finanzpolitik: „Der ausgeglichene Haushalt ist CDU pur in dieser Bundesregierung“.

Gleich zu Beginn hat Werner Rählmann schon in der Begrüßung eine Erwartungshaltung an den Gast aus Berlin zwischen den Zeilen untergebracht. Gröhe sei der Mann, „der versprochen hat, sich um eine höhere Arztdichte hier in den ländlichen Gebieten und mehr Altenpfleger zu kümmern“. Auch Bürgermeister Eckhard Kellermeier weist darauf hin, dass „die Hälfte unserer niedergelassenen Allgemeinmediziner die 60 bereits überschritten“ habe.

Die Landtagsabgeordnete Christina Schulze Föcking bekennt, dass sie auch beim vierten Auftritt im Recker Festzelt „Gänsehaut pur“ verspüre. Sie arbeitet sich erwartungsgemäß an der Landesregierung ab. Sie sei „entsetzt“, dass Schulministerin Sylvia Löhrmann in einem Interview gesagt habe, die Finanzierung der Inklusion sei jetzt „ein Poker“. Schulze Föcking fragt: „Frau Löhrmann, um was wird denn hier gezockt? Um das Wohl unserer Kinder?“

Der CDU-Europaabgeordnete Dr. Markus Pieper macht die Rolle Deutschlands in der EU deutlich. „Schwächt man Deutschland, schwächt man Europa“, wirbt er unter anderem für den Euro. Und macht seine Skepsis deutlich, was er vom Kippen der Fünf-Prozent-Hürde beziehungsweise der Drei-Prozent-Hürde für kleine Parteien halte. Nämlich nichts.

Pieper betont außerdem, ein einzelner Pole, ein Deutscher oder ein Franzose werde Putin nicht stoppen, aber „die Stimme der EU insgesamt wird er schon hören“.

Veröffentlicht am 6. März 2014 in
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