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Deutsche Handwerks Zeitung: Frauenquote für KMU vorerst vom Tisch

An der Frauenquote scheiden sich die Geister. Deutschland hat sie abgelehnt und auch die EU tut sich mit einer Festlegung schwer. Der Vorschlag, die Quote auch für kleine und mittlere Betriebe gelten zu lassen, ist vorerst vom Tisch. Der Europaabgeordnete Markus Pieper sieht die Gefahr für KMU allerdings noch nicht gebannt, wenn sich die EU-weite Quote durchsetzt.

Kleine und mittelständische Unternehmen gelten als Stützpfeiler der Wirtschaft und bekommen immer wieder Versprechungen zu hören, dass sie von hohen Bürokratieanforderungen entlastet werden sollen. Gerade weil sie als vorbildlich gelten, sollten sich nach Ansicht von Rodi Kratsa-Tsagaropoulou und Evelyn Regner, beide Berichterstatterinnen im EU-Parlament auch bei der Frauenquote vorangehen.

So forderten sie die geplante europaweite Frauenquote auch auf Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz unter 50 Millionen Euro auszuweiten. Diese Forderungen sind nun jedoch vorerst vom Tisch.

Europaweite Frauenquote hat es schwer

Zwar hat sich das EU-Parlament noch immer nicht geeinigt, ob es ab 2020 für alle börsennotierten und öffentlichen Unternehmen eine verbindliche Frauenquote von 40 Prozent geben wird, wie es EU-Justizkommissarin Viviane Reding vorschlägt. Doch eine Ausweitung auf KMU seien aus den Plänen ausgeschlossen worden, sagte Markus Pieper, Europaabgeordneter der CDU und Sprecher des Parlamentskreises Mittelstand Europe der Deutschen Handwerks Zeitung. Mehrere Ausschüsse hätten sich dagegen ausgesprochen. Die Wirtschafts- und Sozialminister der Mitgliedsstaaten haben das Thema, das am Dienstag auf der Tagesordnung stand allerdings auf Dezember vertagt.

Markus Pieper ist Europaabgeordneter der CDU und Sprecher des Parlamentskreises Mittelstand Europe.
Aus Sicht von Markus Pieper hat es die europaweite Frauenquote schwer, eine Mehrheit zu finden. Deutschland spricht sich entschieden dagegen aus. Insgesamt zehn Länder lehnen die Pläne derzeit ab. Wenn sie bei ihrer Meinung bleiben, wird es keine Quote geben. Medienberichten zufolge könnte diese Blockade allerdings noch bröckeln.

Aufsichtsrat und Menschenrechte

“Mit den Plänen schießt Europa ganz eindeutig übers Ziel hinaus”, sagt Pieper. Er selbst lehnt eine Quote nicht kategorisch ab, aber auf europäischer Ebene hätte sie nichts verloren. Doch seine Kritik geht noch weiter: “Die EU-Kommission beruft sich bei den Thema auf eine Gleichstellung und auf die Menschenrechte, aber was hat denn bitte die Position in einem Aufsichtsrat mit den Menschenrechten zu tun?”, fragt der Europapolitiker.

Wenn sich die Länder doch noch auf eine gemeinsame Quote einigen, besteht aus seiner Sicht weiterhin die Gefahr, dass auch kleine Kapitalgesellschaften –auch aus dem Handwerk – davon betroffen werden könnten. “Wenn die Quote erst einmal da ist, dann wird die Diskussion auch wieder in Richtung einer Ausweitung gehen”, ist er sich sicher.

– Von Jana Tashina Wörrle

Veröffentlicht am 16. Oktober 2013 in ,
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